Siehe auch die
Übersicht über die Lehrveranstaltungen in Vor- und Frühgeschichte
.
Zu weiteren Informationen zu den Dozenten gelangt man über deren Namen. Informationen zu Dozenten, die dem Institut mittlerweile nicht mehr angehören, finden sich im
Archiv
.
Vorlesungen in Vor- und Frühgeschichte
Schauer
Während der frühen und älteren
Eisenzeit, die als
Epoche nahezu das gesamte letzte Jahrtausend vor
Christus umspannt,
vollziehen sich in Alteuropa einschneidende
Änderungen in
Siedelweise und Sozialverhalten der
Führungsschicht, in Grabbrauch
und im Kult.
Weitgreifende, am archäologischen Quellengut
ablesbare Verbindungen
von einstweilen nicht näher definierbarer Art
beziehen Altitalien,
die Zone nordwärts der Alpen, Frankreich, den
Ostalpenraum
und die Donauländer ein. Die Mittelmeerregion
beginnt ihren
Einfluß auf Gebiete am Rande der antiken Welt
auszudehnen,
wobei kostbare Importgüter zu Prestigeobjekten
bäuerlich-provinzieller
Herren nicht nur in Süddeutschland werden. Die
Vorlesung
will, gestützt auf die süddeutschen
archäologischen
Quellen, versuchen, den Umbruch der Zeit und seine
möglichen
Ursachen aufzuzeigen.
Literatur: G. Kossack, Zur Chronologie der älteren Hallstattzeit (HaC) im bayerischen Alpenvorland. Germania 35, 1957, S. 207 ff.; W. Torbrügge, Die Hallstattzeit in der Oberpfalz I (1979), II (1965); K. Bittel, W. Kimmig u. S. Schiek (Hgg.), Die Kelten in Baden-Württemberg (1981); Die Hallstattkultur. Symposium Steyr 1980 (1981); H. Dannheimer u. R. Gebhard (Hgg.), Das Keltische Jahrtausend. Ausstellungskatalog Rosenheim (1993); D.-W. Buck u.a., Archäologische Untersuchungen zum Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit zwischen Nordsee und Kaukasus. Ergebnisse eines Kolloquiums in Regensburg 28.-30. Oktober 1992. Regensburger Beiträge zur Prähistorischen Archäologie 1 (1994); W. Torbrügge, Die frühe Hallstattzeit (HaC) in chronologischen Ansichten und notwendige Randbemerkungen. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 38, 1991 (1995), S. 223 ff.; 39, 1992 (1995), S. 425 ff; W. Kimmig, Die griechische Kolonisation im westlichen Mittelmeergebiet und ihre Wirkung auf die Landschaften des westlichen Mitteleuropa. Jahrbuch Röm.-Germ. Zentralmus. 30, 1983, S. 3 ff.; K. Kromer, Das östliche Mitteleuropa in der frühen Eisenzeit (7.-5. Jh. v. Chr.) - Seine Beziehungen zu den Steppenvölkern und antiken Hochkulturen. Jahrbuch Röm.-Germ. Zentralmus. 33, 1986, S. 3 ff.
Die Entwicklung im ägäisch-westasiatischen Gebiet zwischen dem 13. und 8. Jh. v. Chr. wird in dieser Vorlesung im Überblick dargestellt. Ausgangspunkt ist der Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Staatenwelt dieses Raumes. Die mykenische Palastkultur, das hethitische Großreich sowie Stadtstaaten der Levante finden ein gewaltsames Ende. Erst allmählich formieren sich nach diesem tiefgreifenden Umbruch die Kräfte neu und werden in verschiedenen früheisenzeitlichen Kulturgruppen archäologisch faßbar.
Literatur: J. Bouzek, The Aegean, Anatolia and Europe ... (1985); R. Drews, The End of the Bronze Age (1993); N.K. Sandars, The Sea Peoples (1978); W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens und Vorderasiens zur Ägäis (1979); T. Dothan, The Philistines and their material Culture (1967); J. Vanschoonwinkel, L'égée et la méditerranée orientale à la fin du IIe millénaire (1991); Th. A. Wertime, J.D. Muhly (Hgg.), The Coming of the Age of Iron (1980); J.C. Waldbaum, From Bronze to Iron (1978).
Seminar in Vor- und Frühgeschichte
Die Rückgewinnung prähistorischer Böden ermöglicht der archäologischen Forschung Detaileinblicke in Ökologiesysteme und Pflanzensoziologien als Teil der anthropogen gestalteten Umweltgeschichte.
Literatur: F. Firbas, Waldgeschichte Mitteleuropas (1949; 1952); H. Straka, Pollen- und Sporenkunde (1975).
Der Untergang der mykenischen Kultur bedeutet einen tiefgreifenden Einschnitt für die historische Entwicklung Griechenlands. Die darauffolgende Epoche des späten 2. Jahrtausends und der Wende zum 1. Jahrtausend v. Chr. ist nur sehr schlecht belegt, aber dennoch für das Verständnis der weiteren Kulturentwicklung von großer Bedeutung. In einzelnen Referaten sollen anhand archäologischer Quellen mögliche Gründe für den Zusammenbruch der mykenischen Palastkultur untersucht werden. Zudem ist der Frage nachzugehen, in welchen Bereichen spätbronzezeitliche Traditionen in der frühen Eisenzeit fortleben bzw. ein Neubeginn vorliegt.
Literatur: H.G. Buchholz, Ägäische Bronzezeit (1987); V.R. d'A. Desborough, The Last Mycenaeans and their successors (1964); Ders., The Greek Dark Ages (1972); A.M. Snodgrass, The Dark Age of Greece (1971); R. Drews, The End of the Bronze Age (1993); G. Styrenius, Submycenaean Studies (1967).
Importierter Bronzeschmuck und fremde Waffen erreichen schon während des 8. Jahrhunderts v. Chr. die Landschaften nordwärts der Alpen bis zum westlichen Ostseegebiet und lösen hier Nachahmungen aus einheimischen Werkstätten aus. Vom folgenden, dem 7. Jahrhundert v. Chr. an, während dem sich die jeweils eigenen großen Gesittungskreise der westlichen und östlichen Hallstattzone herausbilden, gelangt ein zunehmend breiter werdender Strom an italischem oder über Italien vermitteltem Importgut über die Alpen nach Westen. Der östliche Hallstattgesittungskreis orientiert sich dagegen mehr zur Adria und deren östlichen Küstenländern, die unter griechischem Einfluß stehen. Die unterschiedlichen Regionen, aus denen die Importe stammen, werden der Forschung besonders gut anhand der Beigaben aus sogenannten Prunkgräbern unter großen Grabhügeln, aber auch in gelegentlichen, einschlägigen Siedlungsfunden sichtbar.
Literatur: G. Kossack, Prunkgräber. Bemerkungen zu Eigenschaften und Aussagewert, in: G. Kossack u. G. Ulbert (Hgg.), Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie. Festschr. für Joachim Werner zum 65. Geburtstag, Teil I (1974), S. 3 ff.; H. Müller-Karpe, Das Kriegergrab von Villach. Zum Beginn der Hallstattkultur in den südlichen Ostalpen, in: Beiträge zur älteren europäischen Kulturgeschichte I. Festschrift für Rudolf Egger (1952), S. 104 ff.; H. Zürn, Hallstattforschungen in Nordwürttemberg (1970); J. Biel, Der Keltenfürst von Hochdorf (1985); W. Kimmig, Das Kleinaspergle. Studien zu einem Fürstengrabhügel der frühen Latènezeit. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 30 (1988); G. Riek, H.J. Hundt, Der Hohmichele. Ein Fürstengrab der späten Hallstattzeit bei der Heuneburg. Heuneburgstudien I (1962); K. Spindler, Der hallstattzeitliche Fürstengrabhügel bei Villingen im Schwarzwald 1-6 (1971-1980).
Eine der Methoden, Einblick in prähistorische Sozialordnungen schriftloser Siedelverbände zu erlangen, beruht auf der Analyse von Gräberfeldbelegungen, Grab- und Bestattungsbrauch sowie von Grabausstattungen und Beigaben. Mit dieser Zielsetzung werden ausgewählte Friedhöfe der verlöschenden Urnenfelder- und beginnenden Eisenzeit zwischen Saône und Inn - im späteren Westkreis der Hallstatt-Gesittung - im Mittelpunkt der Proseminar-Untersuchungen stehen.
Literatur: P. Schauer, Stand und Aufgaben der Urnenfelderforschung in Süddeutschland, in: Beiträge zur Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen. Monographien Röm.-Germ. Zentralmus. 35 (1995), S. 121 ff.; H. Gerdsen, Studien zu den Schwertgräbern der älteren Hallstattzeit (1986); G. Kossack, Gräberfelder der Hallstattzeit an Main und Fränkischer Saale. Materialhefte Bayer. Vorgesch. 24 (1970); F. Schopper, Das urnenfelder- und hallstattzeitliche Gräberfeld von Künzing, Lkr. Deggendorf (Niederbayern). Materialien zur Bronzezeit in Bayern 1 (1995); G. Wamser, Zur Hallstattkultur in Ostfrankreich. Die Fundgruppen im Jura und in Burgund. Ber. RGK 56, 1975, S. 1 ff.; B. Chaumès u. M. Feugère, Les sépultures tumulaires aristocratiques du Hallstatt ancien de Poiseul-la-Ville (Côte-d'Or). Rev. Arch. Est et Centre - Est. Suppl. 10 (1990); D. Vuaillat, La nécropole tumulaire de Chavéria. Ann. Litt. Univ. Besançon 189 (1977); L. Pauli, Die westliche Späthallstattkultur. Aufstieg und Niedergang einer Randkultur der antiken Welt. Bayer. Vorgeschbl. 60, 1995, S. 133 ff.
Die Veranstaltung dient als Einführung in das Studium der Vor- und Frühgeschichte, bietet aber zugleich dem allgemein historisch Interessierten einen Überblick zur frühen Menschheitsgeschichte von ihren Anfängen im Paläolithikum bis zur Latènezeit.
Literatur: H.J. Eggers, Einführung in die Vorgeschichte (2. Aufl. 1973); K. Jazdzewski, Urgeschichte Mitteleuropas (1984); J. Lichardus u. M. Lichardus-Itten, La Protohistoire de l'Europe (1985).
Literatur: Hansjörg Küster, Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart (1995); Ders., Postglaziale Vegetationsgeschichte von Südbayern (1995).
Hortfunde (auch: Depot-, Schatz-, Versteckfunde) sind neben den Siedlungs- und Grabfunden die wichtigste archäologische Quellengattung. Anders als bei Siedlungs- und Grabfunden ist die Funktion der Horte nicht ohne weiteres ersichtlich und dementsprechend umstritten. Das Seminar gibt einen Überblick über die Vielgestaltigkeit dieser Fundgattung (zeitlich, räumlich, inhaltlich), über mögliche Hintergründe der Hortsitte (wirtschaftliche, kultisch-religiöse, ereignisgeschichtliche), über Aussagemöglichkeiten und Deutungsversuche.
Literatur: H. Geisslinger, Depotfund, Hortfund, in: Hoops Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. V (1984), S. 320-338 mit weiterer Literatur; außerdem: R.J. Bradley, The Passage of Arms (1990); A. Coffyn, J. Gomez u. J.-P. Mohen, L'âge du bronze en France 1: L'Apogée du Bronze Atlantique. Le Dépôt de Vénat (1981); S. Hansen, Studien zu den Metalldeponierungen während der älteren Urnenfelderzeit zwischen Rhônetal und Karpatenbecken (Bonn 1994); K. Kristiansen, En kildekritisk analyse af depotfund fra Danmarks yngre bronzealder (periode IV-V), Aarböger 1974, S. 119-160; M.J. Rowlands, Kinship, alliance and exchange in the European Bronze Age, in: J. Barrett u. R.J. Bradley (Hgg.), Settlement and Society in the British Later Bronze Age (1980), S. 15-55; C. Sommerfeld, Gerätegeld Sichel (Berlin 1994); M.L.S. Sörensen, Material order and cultural classification, in: I. Hodder (Hg.), The Archaeology of Contextual Meanings (1987), S. 90-101.
Übungen in Vor- und Frühgeschichte
Schauer
Anhand von selbständig erarbeiteten Referaten soll das Thema der Vorlesung vertieft werden.
Literatur: Vgl. Angaben zur Vorlesung.
In der Übung werden verschiedene archäologische Fundgruppen der Phryger, der Späthethitischen Zeit und des Reiches Urartu behandelt.
Literatur: J.M. Mellink u.a., Dark Age and Nomads c. 1000 B.C. (1964); R.D. Barnett, Phrygia and the Peoples of Anatolia in the Iron Age, in: Cambridge Ancient History II, 56 (1967); W. Orthmann, Der Alte Orient (1974); R.-B. Wartke, Urartu (1993); M. Salvini, Geschichte und Kultur der Urartäer (1995).
Zusammenstellung, Untersuchung und Auswertung mittel- und südosteuropäischer Hortfundgruppen der Spätbronzezeit nach Zeitstellung, Inhalt, Häufigkeit, Verbreitung, Fundumständen, topographischer Lage, Verhältnis zu anderen Fundgattungen, Aussage- und Deutungsmöglichkeiten.
Literatur: Vgl. Angaben zum Proseminar.
Ziel der Veranstaltung ist, sich einen Überblick über das Rohmaterial Feuerstein in Europa zu verschaffen. Beim Bergbau sollen Abbauverfahren erläutert und Fundstellen kritisch betrachtet werden. Vorgesehen ist die Behandlung der Bergwerke von Rijckholt (NL), Spiennes (B), Grand Pressigny (F), Lousberg bei Aachen, Kleinkems, Schernfelder Forst, Flintsbach, Baiersdorf, Lengfeld und Arnhofen. Bei entsprechender Beteiligung soll eine Exkursion zu niederbayerischen Abbaustellen stattfinden. Besonderer Wert wird auf die Vermittlung der Kenntnisse unterschiedlicher Feuersteinvarietäten gelegt. Dabei wird der Umgang mit den entsprechenden Feuersteinen aus Europa am praktischen Übungsmaterial vermittelt (Lithothek). Außerdem werden die unterschiedlichen Bearbeitungstechniken zur Herstellung von Steinwerkzeugen besprochen und am Übungsmaterial demonstriert.
Literatur: M.M. Rind, Feuerstein: Rohstoff der Steinzeit-Bergbau und Bearbeitungstechnik (Buch am Erlbach 1988); M.E.Th. de Grooth, Studies on neolithic flint exploitation (Leiden 1994). Außerdem verschiedene Aufsätze in: 5.000 Jahre Feuersteinbergbau - Die Suche nach dem Stahl der Steinzeit. Veröff. a.d. Dt. Bergbau-Museum Bochum 22 (Bochum 1980); Papers for the 1st Internat. Conference on prehistoric flint mining (Sümeg 1986) und Sonderheft der Reihe Archaeologia Polona 33 (Special theme: Flint mining), 1995.