Alles ist (seit Corona) mit Vorsicht zu geniesen.
Auch diesem Thema machen sich die Emörungsbewirtschafter zu nutze.
Hier einfach (m)eine Sammlung, zu Dokumetation:
Mit Grüßen an die Redaktion Jazz & Politik:
Christof Ermer - Regensburg
Reaktion auf den Bayern 2 Facbook Artikel
Es folgen, weiter unten, die Reaktions und Antwort Posts in Facebook an die Bayern 2 Seite: https://www.facebook.com/bayern2/posts/
1. Leserbrief
JAZZ & POLITIK'
Liebes BR Team. Nun ist es doch notwendig mich zu melden.
Leider war es kein Gerücht dass die Sendung "Jazz & Politik"
abgeschafft wird.
Ich bin entsetzt! Anders kann ich es nicht sagen.
Diese Sendung ist seit Jahren ein fester Bestandteil meiner Radiokultur.
Meist Live, oft via Mediathek. ...Und nicht nur meiner.
Zudem habe ich wichtige Beiträge oft archiviert auf guter alter
Cassette/MP3
Wir diskutierten die Beiträge untereinader immer wieder, die exzellent sind,
....von Autoren mit hohem Bildungs und Wissensstand.
Hier
mein verschärftes Lob an die Redaktion und Autorenteam.
Nirgends wird das „Wesentliche“ im Politikgeschehen so
herausgearbeitet, dass sich jedes Wort lohnt.
Was und welche Sendung/Journalismus kann das schon von
sich sagen!
Die Qualität des dazu passenden „Jazz“ muss nicht extra erwähnt werden.
Kurz und gut, Balsam für Geist und Seele.
....und tröstend, politisch nicht alleine zu sein, angesichts der
braunen Rattenfänger und Schwurbelisten, die sich inzwischen ungetarnt
breitmachen.
Das ist Radiokultur, so wie es sein soll und auch muss!
Hier zahle ich auch gerne meine Rundfunkbeiträge.
Dafür nehme ich es auch hin, dass andersorten gejodelt wird bis zur
Heiserkeit.
…oder Gutelaune Pop geseichtet und gedudelfunkt wird im Panem et
Circenses Stil.
Damit kann ich leben. Der Trick. Ab/umschalten.
Wohin soll ich jetzt Umschalten?
Wer kommt auf die Idee, so eine kulturell wichtige Sendung abzuschaffen?
Ich protestiere hiermit aufs schärfste gegen die Abschaffung von JAZZ
& POLITIK und den anderen Kulturbeiträgen.
Auch die für die Kinder, wie "Radio Mikro", Morgenhuhn usw. die gerade Kinder an das Radio heranführen
Ich bitte dringend, diese Entscheidung zu überdenken und intern zu
diskutieren.
DAS JAZZPORTAL NOCH DREI MAL ZUR BESINNUNG KOMMEN EIN HOCHKARÄTER DER RADIOKULTUR WIRD
ABGESCHAFFT
München, 16.12.2023
TEXT: Stefan Pieper |
Für viele Jahre war "Jazz und Politik" auf BR2 meine echte
Lieblingssendung. Lukas Hammersteins elegante Anmoderationen heben den
Hörer auf Anhieb auf ein Hochplateau der Geistigkeit – und so geht es
auch die ganze Sendung über weiter, was stets zeitgeschichtlich
fundiert und von hoher ethischer Warte geurteilt durch alle
schwierigen Themen in monströser Zeit führt. Lukas Hammerstein und
seine Gastautoren haben fast 20 Jahre lang immer den richtigen Tonfall
getroffen, was auch jedes Mal neu gegen jeden erregten
Meinungspopulismus starkmacht. Auch wenn man mit der eigenen Meinung
vielleicht nicht immer auf derselben Linie liegen mag. Was ist
überhaupt dieses lautstarke Ding, dass sich „Meinung“ nennt? Demokratie
braucht alles, nur kein Schwarz oder Weiß.
INTELLIGENTE THEMEN BRAUCHEN INTELLIGENTE MUSIK
Der Titel zu einer Sendung, die solche Ideale verteidigt, wird (bzw
wurde) mit ebenso viel Leidenschaft ernst genommen: Intelligente
Reflexion über was auch immer braucht intelligente Musik. Diesem
Anliegen hat sich der BR-Jazzredakteur Roland Spiegel verschrieben,
der, immer wieder neu und immer wieder treffend, die passende Musik für
die Worte findet und dafür aus dem enendlichen Reservoir des Jazz
schöpft. Selbstverständlich werden Titel, Musiker, Album und vielleicht
über die näheren Umstände einer Liveaufnahme genannt und auch eine
Playlist gibt es. Man kann davon ausgehen, dass durch "Jazz und
Politik" ein öffentlich-rechtlicher Bildungsauftrag fast 20 Jahre lang
Früchte getragen hat: Wohl manche Jazz-Liebhaber sind durch die Inhalte
der Sendung zu tieferem Nachdenken ermutigt worden. Ebenso bekamen
Menschen, die auf hochwertiges politisches Feuilleton Wert legen,
zuhauf neue musikalische Anregungen und Einsichten in die Vielgestalt
jener musikalischen Sparte mit den vier Buchstaben, in der vor allem
Toleranz ein Bindeglied ist. Jazz ist ja auch eine Musik, die meist aus
besonders engagierten Haltungen heraus entsteht, weswegen Jazz und
Politik gerade in schwierigen Zeiten einander helfen könnten.
WER BESTIMMT EIGENTLICH, WAS ABGESCHAFFT WIRD?
Im Jahr 2024, wo "Jazz und Politik" 20 Jahre alt geworden wäre, ist
Schluss damit. Das Format soll einem neuen, vermeintlich jüngeren
Konzept weichen, welches mehr Quote bringt etc. - man kann sich schon
die Begründungsrhetorik vorstellen, mit der diese aktuelle
Kulturzerstörung (in der letztlich meist auch Autoren durch Moderatoren
ersetzt werden), jetzt wieder schöngeredet wird. Ersparen wir uns das!
Kulturzerstörung ist die Abschaffung dieses echten Hochkaräters der
gehobenen Radiokultur allemal. Dabei hat eine öffentlich-rechtliche
Institution wie die ARD, welcher BR, WDR etc. unterstehen, die
verdammte Pflicht, das Klügste, was diese Welt manchmal noch
hervorbringt, seinem Publikum nicht vorzuenthalten.
Christof Ermer
Das Tafelsilber des BR2 sind genau die gestrichenen Sendungen.
Diese Sendungen sind das Alleinstellungsmerkmal und die Qualität des B2
, relativ zu den Ohrenkrebssendungen wie in Antenne Bayern.
Es ist die verdammte Pflicht des BR2 die Nutzer zu respektieren, die auf genau diese Sendungen wert legen.
Hier mit Einspahrungen zu argumentieren ist fadenscheinig.
Jazz und Politik wird von einem Mann betreut, den Autoren und wenigen Helfern, denke ich.
Das ist ein winziger Kostenfaktor.
Es heißt: BR RADIO, nicht BR Podcast.
Dafür zahlen wir alle! Gebühren. Und das nicht wenig.
Die Geschichte des BR im Wandel.
Von "Bayern 2 Wort" zu
"BR2" ( + guter Musikeinstreuung ) zum jetzigen entpolitisierten Durchschnittsdudelfunk.
Stellen sie sich vor:
Die ARD könnte doch den Sonntags Tatort streichen. Was für ein Einspahrungspotential! Nicht wahr?
Doch jeder würde sofort erkennen, dass dies ein Programmdesaster wäre.
Merke: Gute Sendungen zu etablierten Sendeterminen, die ich nicht nachschlagen muss, sind die Substanz eines Radiosenders.
Ich verspreche Ihnen, der Protest wird nicht enden.
Christof Ermer
Den Intellektuellen das politische Heimatsofa abzureiẞen ist ein machtpolitischer Akt.
Ob die Södervasallen, die im Hintergrund arbeiten, als Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden können,
eine demokratische Beteiligung der Betroffenen und Hörer erreicht
werden kann, eine Wiedereinsetzung der Programme erreicht wird,
bezweifele ich auch.
Vor über 35 Jahren habe ich den Kampf um die WAA erlebt.
Damals war politisches Vassallentum in der CSU Standard.
Der Machtmensch Strauß agierte wie ein Diktator. Recht wurde gebeugt, wie es die CSU verlangte.
Siehe LEX Schuierer.
Nach der DDR Zeit wurde schon um 1991 der DT64 Sender abgewickelt.
Dieser integrierte die intellektuelle Jugend.
Und schon wurde dieser entgegen allen Protesten zerschlagen.
Woran erinnert das! Ich bin nicht überrascht. Aber enttäuscht
Rundfunklied Biermöslblosn
Wie es um den BR bestellt ist, wussten schon die Biermöslblasn in den 80ern:
I bin net zum Ducka und Buckeln geborn
Des hab i scho allwei gwisst;
Drum hab i mi aa beim Rundfunk beworbn
Als a freier Journalist
Da kann ma frei arbeitn
Und werd net so glenkt;
De Arbeit, de taugt ma
So hab i mir denkt
Ja, so hab i mir denkt!
Ober mir der Redakteur
Wird allweil mehr zum Kontrolleur
Vor meiner liegn an Haufa Texte
Und hinter mir wart' scho der Nächste!
Hundert Leut und tausend Gsichter
Stopfa s' in den Rundfunktrichter
Schö rund und glatt kemma s' unten raus
Was eckert is, des lassen s' aus
In meiner Abteilung geht 's gmüatlicher zu
I kann mi net beklagn
Mir san ja unkündbar, mia habn insa Ruh
Da lasst si nix dagegn sagn!
Jeden Tag werd was gfeiert
Bei Kuacha und Sekt
Was sollt i mi aufregn
Aa wenn mir manches net schmeckt?
Ober mir der Intendant
Unter mir der Intrigant
Vor meiner liegn gekürzte Texte
Und hinter mir wart' scho der Nächste!
Die Scher im Kopf schneidt von alloa
Was sollt i macha, sollt i toa?
I steh da drin als Humanist
Der schwar verdaut, was er doch frisst
Mir samma a öffentlich-rechtliches Haus
Mit am Kreiz in jeder Stubn
Und wann was net recht is, dann schoit ma ins aus
Da tean mia gar net lang rum!
Ist der Kanal erst ausgewogen
Glätten sich von selber die Wogen!
Ober mir der Rundfunkrat
Und ober dem der bayerische Staat
Und ober dem geht nix mehr naus
Und ganz obn drobn, da sitzt der Strauß!
Anmerkung von Lutz Mühlfriedel:
Bis auf die letzte Strophe leider oftmals noch aktuell. Hier mein Korrekturvorschlag:
Ober mir der Rundfunkrat
Und ober dem der bayerische Staat
Und ober dem werd nix mehr öder
Und ganz obn drobn sitzt der Söder
Im Himmel drobn, da singan d' Engel
Die letzten freien boarischen Gsängl
Der liebe Gott hört zu und seufzt:
"Seid's froh, dass' net beim Rundfunk seids!"
Von Lutz Mühlfriedel 06.04.2024
DAS ENDE VON "JAZZ & POLITIK" BEI BAYERN 2.
Die seit dem 01.04.2024 greifende Strukturreform beim Kultursender
Bayern 2 hat u.a. auch zum Ende des von Lukas Hammerstein seit 2004
moderierten Magazins "Jazz & Politik" geführt.
Ich bedauere dies ausdrücklich, da damit ein politisch aufklärerisches
und weltanschaulich äußerst offenes Format eingestellt wird, dessen
geneigter Hörer ich über Jahre hin gewesen bin.
In der neuen Sendestruktur von Bayern 2 war kein Platz mehr für "Jazz & Politik"? Das bezweifle ich stark.
Nun ist die Sendung zwar nur ein ganz kleines Licht in der
öffentlich-rechtlichen Medienlandschaft Bayerns resp. ganz Deutschlands
gewesen, jedoch ist seine augesprochen radikaldemokratische Wirkung
auch nicht zu unterschätzen gewesen.
Ich danke Lukas Hammerstein und allen Autorinnen und Autoren von "Jazz
& Politik" für die vielen anregenden, aufregenden und engagierten
Beiträge sowie Roland Spiegel für seine kluge Auswahl der Musik zur
Sendung. Von Lutz Mühlfriedl