Hinweis: Die Angaben werden mit einem entsprechenden Hinweis (z.B. "Terminänderung" oder "Raumänderung") jeweils aktualisiert, falls sich Änderungen ergeben.
Der wissenschaftliche Diskurs zwischen Paläoanthropologie, Kognitionswissenschaften und Vor- und Frühgeschichte führt in Verbindung mit der Genforschung gegenwärtig zu neuen Einsichten in die Prozesse der Hominisation. Vor 1 Mio. Jahren hat der Frühmensch Südwest- und Südeuropa durchstreift. Ältere Vorläufer zwischen 1,6 und 1,8 Mio. vor heute wurden unlängst im Kaukasus nachgewiesen. Vorformen dieser Wesen werden in Afrika mittlerweile auf ein Alter von über 6 Mio. Jahren geschätzt. Die hier angezeigte Vorlesung will einen Überblick über die archäologischen Zeugnisse der Frühmenschen Mitteleuropas auf dem Weg zum Homo sapiens geben.
Literatur: MAINZER, K.: Materie. Von der Urmaterie zum Leben, München 1997; STREIT, B. (Hg.): Evolution des Menschen, Heidelberg 1995; SCHRENK, F.: Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens, München 1997; MÜLLER-KARPE, H.: Handbuch der Vorgeschichte I. Altsteinzeit, München 1966; BOSINSKI, G.: Die große Zeit der Eiszeitjäger. Euroa zwischen 40.000 und 10.000 v. Chr., in: Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 34, 1987, Mainz 1989, S. 1 ff.
Die Vorlesung dient der Ergänzung der im WS 2002/2003 begonnenen Reihe über vorgeschichtliche Opferkulte, diesmal unter besonderer Berücksichtigung der Menschenopfer, sowie eisenzeitlicher und mittelalterlicher Opfersitten.
Dabei sollen sowohl historische Quellen in Form schriftlicher und ikonographischer Überlieferung als auch archäologische Funde und Befunde unterschiedlicher - auch außereuropäischer - Fundstellen Berücksichtigung finden und kritisch untersucht werden.
Literatur: DAVIES, N.: Opfertod und Menschenopfer, Düsseldorf-Wien 1981; GREEN, M.A.: Menschenopfer - Ritualmord von der Eisenzeit bis zum Ende der Antike, Essen 2003; HAFFNER, A. (Hg.): Heiligtümer und Opferkulte der Kelten, Stuttgart 1995; JANKUHN, H. (Hg.): Vorgeschichtliche Heiligtümer und Opferplätze in Mittel- und Nordeuropa, Göttingen 1970; MARINGER, J.: Menschenopfer im Bestattungsbrauch Alteuropas. Anthropos 37-40, 1942-1945, S. 1-112; MÜLLER-WILLE, M.: Opferkulte der Germanen und Slawen, Stuttgart 1999; KUHNEN, H.-P. (Hg.): Morituri - Menschenopfer, Todgeweihte, Strafgerichte, Trier 2000; RIND, M.M.: Menschenopfer - Vom Kult der Grausamkeit, Regensburg 1996; ZANIER, W.: Der spätlatène- und römerzeitliche Brandopferplatz im Forggensee, in: Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 52, München 1999.
SAMMELWERKE: Archäologische Forschungen zum Kultgeschehen in der jüngeren Bronzezeit und frühen Eisenzeit Alteuropas. Regensburger Beitr. Prähistor. Arch. 2, Regensburg 1993; Kulthöhlen - Funde, Deutungen, Fakten. Katalog NHG, Nürnberg 1996.
Gegen Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. Geburt bahnt sich in der Zone nordwärts der Alpen ein Kulturwandel an, der, aus archäologischer Sicht, im regelhaften Gebrauch von Metall Ausdruck findet. Die Jungsteinzeit ist damit endgültig überwunden, wenngleich die gewohnten Lebensbedingungen der weiterhin bäuerlich wirtschaftenden Gruppen unverändert fortbestehen. Grundlegend wandeln sich dagegen Gesittung und Sozialverhältnisse, temporäre Herrschaft mit "Prestigebauten" - Befestigungen und monumentaler Grabbau - bricht sich Bahn, und die weitverbreitete Metallkenntnis - anfänglich Kupfer, dann Kupfer-Zinnlegierungen (Bronze) - schafft eine neue Qualität von Wertvorstellungen und Besitz. Der weitverzweigte Tauschhandel mit dem neuen Werkstoff bewirkt "Weltkenntnis", Rohstoffbeschaffung und -distribution tragen dazu bei. Für die Siedelverbände erweitern sich die Horizonte, woran die Metallurgie entscheidend Anteil hat.
Literatur: JOCKENHÖVEL, A. u. KUBACH, W. (Hg.): Bronzezeit in Deutschland, Sonderheft der Zeitschr. "Archäologie in Deutschland" (1994); HÄNSEL, B. (Hg.): Mensch und Umwelt in der Bronzezeit Europas (1998); RITTERSHOFER, K.-F. (Hg.): Demographie der Bronzezeit. Paläodemographie-Möglichkeiten und Grenzen. Internat. Arch. 36-37 (1997); ASSENDORP, J.J. (Hg.): Forschungen zur bronzezeitlichen Besiedlung in Nord- und Mitteleuropa. Internat. Arch. 38 (1997); DRACK, W. u.a.: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. III: Die Bronzezeit (1971); KRAUSE, R.: Die Grabfunde der Frühbronzezeit von der Hochstadtterrasse von Singen (Hohentwiel), Stuttgart 1988.
Im Seminar wird die Dünnschliffanalyse als eine spezielle Technik sedimentologischer und bodenkundlicher Labormethoden vermittelt. Die mikroskopische Auswertung und Beschreibung sowie Anwendungsmöglichkeiten bei bodengenetischen und geoarchäologischen Fragestellungen werden vorgestellt. Das Seminar richtet sich vornehmlich an Studenten des Hauptstudiums, die im Verbund von Geschichte, Physischer Geographie und Bodenkunde einen Schwerpunkt in der Paläoökosystemforschung legen. Bodenkundliche Grundlagen sind erwünscht. Englische Sprachkenntnisse sind erforderlich.
Sonstige Bemerkungen: persönliche Voranmeldung persönliche Anmeldung bei Frau Manthei (Zi. PT 3.0.25).
Nach der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. scheinen die Siedelverbände Mitteleuropas von grundlegenden Veränderungen erfaßt worden zu sein, deren Ursachen wir noch nicht kennen, deren Spuren wir aber im archäologischen Quellenbestand deutlich fassen. Formal wandeln sich die Sachgutformen aus Bronze und Keramik, im Grabbau tritt neben dem monumentalen Grabhügel das Flachgrab stärker in Erscheinung und die übliche Körperbestattung rückt gegenüber der aufkommenden Brandbestattung zunehmend in den Hintergrund. Prächtige Grabausstattungen mit symposialen Geschirrsätzen, ausgesuchten Bronzewaffen und hölzernen, bronzegezierten, vierrädrigen Grabwagen lassen gegenüber der vorausgehenden mittleren Bronzezeit eine veränderte Einstellung der Führungsschicht zu Prunk und Reichtum erkennen. Hin und wieder fällt ein schmaler Lichtstrahl aus ägäisch-mykenischer Hochkultur in den mittleren Donauraum und erhellt von dort auch die Peripherzonen nordwärts der Alpen. Die vom 12. Jahrhundert v. Chr. an regelhaften Urnengräber-Friedhöfe lassen auf religiöse Neuerungen schließen, die zumindest in der Totenbehandlung egalitäre Züge tragen. Rangunterschiede sind jedoch anhand der Grabbeigabenausstattung immer noch erkennbar. Dorfähnliche Siedlungen im Flachland und auf befestigten Höhen bilden Lebensmittelpunkte der nach Tracht und Keramikzier geschiedenen Siedelverbände, die über Warentausch mit entlegeneren Zonen der Mittelmeerwelt, aber auch mit Skandinavien in Verbindung traten. Um 800 v. Chr. geht die spätbronzezeitliche Gesittung der Urnenfelderzeit in neue Lebensformen der Früheisenzeit Mitteleuropas über.
Literatur: MÜLLER-KARPE, H.: Beiträge zur Chronologie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen. Röm.-Germ. Forsch. 22 (1959); DANNHEIMER, H. u. GEBHARD, R. (Hgg.): Das keltische Jahrtausend. Ausstellungskatalog Rosenheim (1993); HERMANN, F.-R.: Die Funde der Urnenfelderkultur in Mittel- und Südhessen. Röm.-Germ. Forschungen 27 (1966); KUBACH, W.: Die Stufe Wölfersheim im Rhein-Main-Gebiet. Prähist. Bronzefunde XXI,1 (1984); EGGERT, M.K.H.: Die Urnenfelderkultur in Rheinhessen (1976); ZYLMANN, D.: Die Urnenfelderkultur in der Pfalz. Grab- und Depotfunde, Einzelfunde aus Metall (1983); DEHN, R.: Die Urnenfelderkultur in Nordwürttemberg (1972); GRIMMER-DEHN, B.: Die Urnenfelderkultur im südöstlichen Oberrheingraben (1991); WILBERTZ, O.M.: Die Urnenfelderkultur in Unterfranken (1982); HENNIG, H.: Die Grab- und Hortfunde der Urnenfelderkultur aus Ober- und Mittelfranken (1970); LUDWIG-LUKANOW, S.: Hügelgräberbronzezeit und Urnenfelderkultur im Nördlinger Ries (1983); HENNIG, H.: Urnenfelder aus dem Regensburger Raum (1993); SPERBER, L.: Untersuchungen zur Chronologie der Urnenfelderkultur im nördlichen Alpenvorland von der Schweiz bis Oberösterreich (1987); Zu ERBACH, M. u.a.: Beiträge zur Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen. Monogr. Röm.-Germ. Zentralmus. 35 (1995). Das archäologische Jahr in Bayern ab 1980.
Das Seminar gibt eine Einführung in die Genese und Klassifikation von Böden. Es richtet sich an Studenten des Grund- und Hauptstudiums, die im Verbund von Geschichte, Physischer Geographie und Bodenkunde einen Schwerpunkt in der Paläoökosystemforschung legen. Es vermittelt das grundlegende Wissen über die Böden und ihre Entstehung als Teil eines Paläo-Ökosystems. In einem ersten Teil werden die fundamentalen Inhalte der Bodenkunde wiederholt (Definition Boden, Faktoren und Prozesse der Bodenbildung, anorganische und organische Komponenten der Böden, chemische und physikalische Eigenschaften). Der zweite Teil des Seminars widmet sich den Böden Mitteleuropas. Die Genese und charakteristischen Merkmale der verschiedenen Bodentypen werden im Rahmen studentischer Referate vorgestellt. Das Seminar endet mit einer Klausur.
Sonstige Bemerkungen: persönliche Voranmeldung persönliche Anmeldung bei Frau Manthei (Zi. PT 3.0.25).
Prunkgräber, Fürstengräber oder auch Adelsgräber, die durch ihre reichen Grabbeigaben vom üblichen Ausstattungsmuster abweichen, zeugen von einer wirtschaftlichen, sozialen, militärischen, politischen oder religiösen Sonderstellung der Bestatteten innerhalb ihrer Gesellschaftsordnung. Reich ausgestattete Gräber, die sich bereits in Ägypten im Alten Reich, in Mesopotamien sowie in Griechenland, seit der archaischen Zeit bis in die hellenistisch-römische Epoche nachweisen lassen, zeigen ein interessantes kulturelles Phänomen auf, indem sie die Wertvorstellungen und Normen einer Gesellschaft vor Augen führen, sozusagen als Spiegel sozialer Verhältnisse dienen. Hier werden Einzelpersonen aus einer Gemeinschaft hervorgehoben, die allein durch eine "standesgemäße" Ausstattung mit einer deutlichen Differenzierung der Grabinventare und durch ihren Grabbau besondere Wertschätzung erfahren. So dokumentiert der überdurchschnittliche Beigabenreichtum den Stand und das Ansehen des Bestatteten.
Im Laufe des Seminars sollen einzelne Prunkgräber des 8.-6. Jh. v.Chr. näher betrachtet werden sowie Entwicklungsstränge einzelner Ausstattungselemente vorgestellt werden.
Literatur: G. Kossack, Prunkgräber. Bemerkungen zu Eigenschaften und Aussagewert. In: G. Kossack/G. Ulbert (Hrsg.), Studien zur Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie. Festschrift für Joachim Werner zum 65. Geburtstag (München 1974) 3-33. Franchi Dell'Orto, Luisa (Hrsg.), Die Picener- ein Volk Europas; Schirn Kunsthalle, Frankfurt 12. Dezember 1999 - 6. Februar 2000 (Roma 1999). - M. Torelli (Hrsg.), The Etruscans. Ausstellungskatalog Palazzo Grassi (Milano 2000). - Bartoloni, Gilda (Hrsg.), Principi etruschi tra Mediterraneo ed Europa. [1 ottobre 2000 - 1 aprile 2001, Bologna, Museo Civico Archeologico; catalogo] (Venezia 2000).
Hinweis: Dies ist eine zusätzliche Veranstaltung, die nicht im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt ist.
Mit eigenständig erarbeiteten Referaten soll das Thema der Vorlesung vertieft werden.
Literatur: Vgl. Vorlesung und FREUND, G.: Die ältere und mittlere Steinzeit in Bayern. Jahresbericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 4, 1963, Kallmünz 1964, S. 9 ff.; LÜNING, J.: Frühe Bauern in Mitteleuropa im 6. und 5. Jahrtausend v. Chr. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 35, 1988, Mainz 1992, S. 27 ff.