Hinweis: Die Angaben werden mit einem entsprechenden Hinweis (z.B. "Terminänderung" oder "Raumänderung") jeweils aktualisiert, falls sich Änderungen gegenüber den Angaben im gedruckten kommentierten Vorlesungsverzeichnis ergeben.
Vorlesungen in Vor- und Frühgeschichte
Schauer
Kurz nach der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. scheinen die Siedelverbände Mitteleuropas von grundlegenden Veränderungen erfaßt worden zu sein, deren Ursachen wir noch nicht kennen, deren Spuren wir aber im archäologischen Quellenbestand deutlich fassen. Formal wandeln sich die Sachgutformen aus Bronze und Keramik, im Grabbau tritt neben dem monumentalen Grabhügel das Flachgrab stärker in Erscheinung und die übliche Körperbestattung rückt gegenüber der aufkommenden Brandbestattung zunehmend in den Hintergrund. Prächtige Grabausstattungen mit symposialen Geschirrsätzen, ausgesuchten Bronzewaffen und hölzernen, bronzegezierten, vierrädrigen Grabwagen lassen gegenüber der vorausgehenden mittleren Bronzezeit eine veränderte Einstellung der Führungsschicht zu Prunk und Reichtum erkennen. Hin und wieder fällt ein schmaler Lichtstrahl aus ägäisch-mykenischer Hochkultur in den mittleren Donauraum und erhellt von dort auch die Peripherzonen nordwärts der Alpen. Die vom 12. Jahrhundert v. Chr. an regelhaften Urnengräber-Friedhöfe lassen auf religiöse Neuerungen schließen, die zumindest in der Totenbehandlung egalitäre Züge tragen. Rangunterschiede sind jedoch anhand der Grabbeigabenausstattung immer noch erkennbar. Dorfähnliche Siedlungen im Flachland und auf befestigten Höhen bilden Lebensmittelpunkte der nach Tracht und Keramikzier geschiedenen Siedelverbände, die über Warentausch mit entlegeneren Zonen der Mittelmeerwelt, aber auch mit Skandinavien in Verbindung traten. Um 800 v. Chr. geht die spätbronzezeitliche Gesittung der Urnenfelderzeit in neue Lebensformen der Früheisenzeit Mitteleuropas über.
Literatur: DANNHEIMER H. u. GEBHARD R. (Hgg.): Das keltische Jahrtausend. Ausstellungskatalog Rosenheim (1993); HERRMANN, F.-R.: Die Funde der Urnenfelderkultur in Mittel- und Südhessen, Röm.-Germ. Forschungen 27 (1966); KUBACH, W.: Die Stufe Wölfersheim im Rhein-Main-Gebiet. Prähist. Bronzefunde XXI,1 (1984); EGGERT, M.K.H.: Die Urnenfelderkultur in Rheinhessen (1976); ZYLMANN, D.: Die Urnenfelderkultur in der Pfalz. Grab- und Depotfunde, Einzelfunde aus Metall (1983); DEHN, R.: Die Urnenfelderkultur in Nordwürttemberg (1972); GRIMMER-DEHN, B.: Die Urnenfelderkultur im südöstlichen Oberrheingraben (1991); WILBERTZ, O.M.: Die Urnenfelderkultur in Unterfranken (1982); HENNIG, H.: Die Grab- und Hortfunde der Urnenfelderkultur aus Ober- und Mittelfranken (1970); LUDWIG-LUKANOW, S.: Hügelgräberbronzezeit und Urnenfelderkultur im Nördlinger Ries (1983); HENNIG, H.: Urnenfelder aus dem Regensburger Raum (1993); SPERBER, L.: Untersuchungen zur Chronologie der Urnenfelderkultur im nördlichen Alpenvorland von der Schweiz bis Oberösterreich (1987); Das archäologische Jahr in Bayern ab 1980; zu ERBACH, M. u.a.: Beiträge zur Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen. Monogr. Röm.-Germ. Zentralmus. 35 (1995).
Archäometrie bezeichnet einen Wissenschaftszweig, bei dem naturwissenschaftliche Untersuchungsverfahren zur Lösung archäologischer und historischer Fragestellungen eingesetzt werden. Drei große Gebiete der Archäometrie stehen im Mittelpunkt der Vorlesung: Prospektion von Fundstellen, Datierung von Fundstellen und Funden sowie Materialanalysen von Objekten. Die Vorlesung bietet für Archäologen und Geschichtswissenschaftler eine Einführung in die naturwissenschaftlichen Untersuchungsverfahren und zeigt an praktischen Beispielen, wie Analysenergebnisse für geisteswissenschaftliche Fragestellungen genutzt werden können.
Literatur: MOMMSEN, H.: Archäometrie. Teubner Studienbücher (Stuttgart 1986).
Zentrale Quellengruppen zur Rekonstruktion urnenfelderzeitlicher Lebenswirklichkeit entstammen den Friedhöfen des späten 2. und frühen 1. Jahrtausends v. Chr. Die Grabbeigaben spiegeln Formen des Sozialverhaltens, der Gruppengliederung, der Fernbeziehungen, aber auch der Regionalbildungen einzelner Siedelverbände, die zugleich Bestattungsgemeinschaften nach festen Regeln bildeten. Fragen örtlicher wie überregionaler Chronologie als Grundlage weiträumiger Wechselbeziehungen, die in der Totentracht und der Beigabenausstattung sichtbar werden, sollen anhand von Referaten formuliert und nach Möglichkeit einer Klärung nähergebracht werden.
Literatur: Vgl. Angaben zur Vorlesung .
Paläoökologische Fragen und solche nach Topographie, Baugestalt und archäologischer Datierung ausgewählter Höhenbefestigungen, die sich von der allgemeinen Siedlungsplanung und -struktur der Urnenfelderzeit unterscheiden, sollen in Einzelreferaten nach Möglichkeit beantwortet werden.
Literatur: ABELS, B.-U.: Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Unterfrankens. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte B6 (1979); STROH, A.: Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler der Oberpfalz. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte B3 (1975); PÄTZOLD, J.: Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Niederbayerns. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte B2 (1983); USLAR, R. v.: "Burg". In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde IV (1981) 124ff.; JOCKENHÖVEL, A.: Bronzezeitlicher Burgenbau in Mitteleuropa. Untersuchungen zur Struktur frühmetallzeitlicher Gesellschaften, in: Orientalisch-ägäische Einflüsse in der europäischen Bronzezeit. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 15 (1990) 209ff.; DERS., Jungbronzezeitlicher Burgenbau in Süddeutschland, in: CHROPOVSKY, B. u. HERMANN, J. (Hgg.): Beiträge zum bronzezeitlichen Burgenbau in Mitteleuropa (1982) 253ff.; JÄGER, K.-D. u. LOZEK, V.: Umweltbedingungen und Landesausbau während der Urnenfelder-Bronzezeit in Mitteleuropa, in: COBLENZ, W. u. HORST, F. (Hgg.): Mitteleuropäische Bronzezeit. Beiträge zur Archäologie und Geschichte. 8. Tagung der Fachgruppe Ur- und Frühgeschichte in Dresden 1975 (1978) 195ff.; BIEL, J.: Vorgeschichtliche Höhensiedlungen in Südwürttemberg-Hohenzollern. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte Baden-Württembergs 24 (1987); SCHAUER, P.: Befestigte Höhen der Urnenfelderzeit und der älteren Eisenzeit in Süddeutschland, in: DANNHEIMER, H. u. GEBHARD, R. (Hgg.), Das keltische Jahrtausend. Ausstellungskataloge der Prähistorischen Staatssammlung 23 (1993) 62ff.
Das Proseminar gibt einen Überblick über die vielfältigen Kulturgruppen der mittel- und südosteuropäischen Kupferzeit, einer Zeit des Umbruchs und grundlegender Neuerungen (Gebrauch von Metallen, Pferd und Wagen, Prestigegütertausch u.a.m.).
Literatur: LICHARDUS, J. (Hg.): Die Kupferzeit als historische Epoche (Bonn 1991) (mit ausführlichen Literaturhinweisen); PARZINGER, H.: Studien zur Chronologie und Kulturgeschichte der Jungstein-, Kupfer- und Frühbronzezeit zwischen Karpaten und Mittlerem Taurus (Mainz 1993).
Übungen in Vor- und Frühgeschichte
Schauer
Anhand von selbständig erarbeiteten Referaten soll das Thema der Vorlesung vertieft werden.
Literatur: Vgl. Angaben zur Vorlesung
Ziel der Veranstaltung ist die Vermittlung grundlegender Techniken und Kenntnisse in der Bestimmung, Ansprache und zeichnerischen Dokumentation vorgeschichtlicher Funde anhand von Originalen im Historischen Museum der Stadt Regensburg.
Der Einsatz der EDV in der Vor- und Frühgeschichte ist seit über zwanzig Jahren etabliert. Ziel der Veranstaltung soll es sein, sich einen Überblick über die mögliche Anwendung von Verfahrensweisen der elektronischen Datenverarbeitung zu verschaffen. Behandelt werden sollen Themen wie Kalibration von 14 C-Daten, Seriationsverfahren, Clusteranalysen, statistische Tests etc. Im Angebot enthalten ist auch ein Programmierkurs in dBASE, der sich mit der Auswertung von Siedlungsfunden an praktischen Fallbeispielen beschäftigen wird. Der Umgang mit dem Computer (MS/DOS, WINDOWS) sollte nach Möglichkeit schon vertraut sein.
Literatur: CARRABIS, J.-D.: dBASE III Plus-Befehlsbibliothek (Hamburg/New York 1988); EFFLING, F.: dBASE III Plus Kompendium (München 1989); IHM, P.: Statistik in der Archaeo-Physika 9 (Bonn 1978); WENINGER, B.: Studien zur dendrochronologischen Kalibration von archäologischen 14 C-Daten. Universitätsforsch. z. Prähistor. Archäol. 43 (Bonn 1997); GOLDMANN, K.: Zwei Methoden chronologischer Gruppierung. Acta Arch. et Praehist. 3, 1972, 1-34; DERS.: Die zeitliche Ordnung prähistorischer Funde durch Seriation. Arch. Korrbl. 4, 1974, 89-94; DOHRN-IHMIG, M.: Die Anwendung statistischer Prüfverfahren bei der Stilanalyse und bei der Erkennung von Typen am Beispiel verzierter bandkeramischer Gefäße. Praehistor. Zeitschr. 51, 1976, 1-25.