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Vorlesungen in Vor- und Frühgeschichte
Schauer
Am Ende frühmenschlicher Entwicklung bedeckte die letzte Eiszeit vor etwa 25.000 Jahren weite Teile Mitteleuropas, die damit für den Menschen unbewohnbar wurden. Durch die darauffolgende Klimaerwärmung bildeten sich durchaus verschiedene Vegetationslandschaften, die von den noch nicht ortsfest lebenden Menschengruppen besondere Anpassungsfähigkeit forderten. Ausgrabungen in frühen temporären Wohnplätzen - Höhlen und Freilandstationen - lassen erkennen wie dies gelang, wobei das Zusammenwirken von Archäologie und Naturwissenschaften Klima, Vegetation, Fauna und Lebensumstände zu rekonstruieren imstande ist. Die "große Zeit der Jäger" endete allmählich mit einer Klimaverbesserung seit ca. 10-8.000 v. Chr., die kälteliebende Jagdtiere aus Mitteleuropa vertrieb und zugleich dichte Bewaldung mit scheuem Wildbestand brachte. Jagd- und Lebensweise änderten sich für die nacheiszeitlichen Jäger von Grund auf. Als Ackerbautreibende und Haustiere züchtende Kolonisten im 6. Jahrtausend v. Chr. begannen, Rodungen entlang der Bachläufe vorzunehmen, um ortsfest zu siedeln, war das Ende des Jägertums, sei es durch Angleichung an die neue bäuerliche Lebensweise, sei es durch Vertreibung, besiegelt.
Literatur: G. Freund, Die ältere und die mittlere Steinzeit in Bayern. Jahresbericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 4, 1963 (1964) 9ff. - H. Müller-Karpe, Handbuch der Vorgeschichte I. Altsteinzeit (1966) besonders 64ff. - G. Bosinski, Die große Zeit der Eiszeitjäger. Europa zwischen 40.000 und 10.000 v. Chr. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 34, 1987 (1989) 1ff. - M. Menke, Zum Frühneolithikum zwischen Jura und Alpenrand. Germania 56, 1978, 24ff. - J. Lüning, Frühe Bauern in Mitteleuropa im 6. und 5. Jahrtausend v. Chr. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 35, 1988 (1992) 27ff. - A. Hafner u. P.J. Suter, Entwurf eines neuen Chronologie-Schemas zum Neolithikum des schweizerischen Mittellandes. Arch. Korrbl. 27, 1997, 549ff.
Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen Fundgruppen des jüngeren und späten Neolithikums (4.-3. Jahrtausend v. Chr.) im circumalpinen Raum. Besondere Siedlungslagen im Bereich feuchter Böden haben dazu geführt, daß sich dort organische Reste wie Holz, Textilien, Leder oder Pflanzen erhalten haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Abschnitten der Vorgeschichte ermöglichen diese besonderen Fundumstände die Darstellung eines umfassenden Bildes von der Siedlungsweise, der Sachkultur und der Umwelt der damaligen Zeit.
Literatur: Siedlungsarchäologische Untersuchungen im Alpenvorland. Kolloquium der DFG vom 29.-30.3.1990 in Gaienhofen-Hemmenhofen. In: Ber. Röm.-German. Komm. 71, 1990, 26-406. Schweizerisches Landesmuseum Zürich (Hrsg.), Die ersten Bauern. Pfahlbaufunde Europas. Forschungsberichte zur Ausst. im Schweizerischen Landesmuseum und zum Erlebnispark/Ausstellung Pfahlbauland in Zürich Bd. 2 (1990). H. Schlichtherle (Hrsg.), Pfahlbauten rund um die Alpen. Sonderheft der Zeitschrift Archäologie in Deutschland 1997.
Soweit die archäologische Forschung aufgrund von topographischen Studien und Ausgrabungen in Erfahrung gebracht hat, werden am Übergang von früher zu mittlerer Bronzezeit (17./16. Jh. v. Chr.) befestigte Zentren temporärer Herrschaft, vor allem auf Höhen, errichtet.
Solche Anlagen stellen beachtliche Gemeinschaftsleistungen unter einheitlicher Leitung dar, die von einer bäuerlich lebenden Bevölkerung erbracht worden sind, die selbst keinen unmittelbaren Nutzen aus dieser jahrelangen Dienstleistung ziehen konnte. Die durch derartige Großsiedlungen ausgelösten Eingriffe in bestehende Paläoökosysteme veränderten Kulturlandschaften. Prozesse dieser Art und die damit verbundenen kulturgeschichtlichen Vorgänge an ausgewählten Zentren temporärer Herrschaft verstehen zu lernen, soll das Ziel des Hauptseminars sein.
Literatur: Literatur: R.v.Uslar, Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 4 (2. Aufl. 1981) 124ff. s.v. Burg. - A. Jockenhövel, Jungbronzezeitlicher Burgenbau in Süddeutschland. In: B. Chropovsky u. J. Herrmann (Hrsg.), Beiträge zum bronzezeitlichen Burgenbau in Mitteleuropa (1982) 253ff. - Ders., Bronzezeitlicher Burgenbau in Mitteleuropa. Untersuchungen zur Struktur frühmetallzeitlicher Gesellschaften. In: Orientalisch-ägäische Einflüsse in der europäischen Bronzezeit. Monographien Röm.-Germ. Zentralmuseum 15 (1990) 209ff. - P. Schauer, Befestigte Höhen der Urnenfelderzeit und älteren Eisenzeit in Süddeutschland. In: H. Dannheimer u. R. Gebhard (Hrsg.), Das keltische Jahrtausend. Katalog zur Keltenausstellung in Rosenheim (1993) 62ff. - Ders., Stand und Aufgaben der Urnenfelderforschung in Süddeutschland. In: Beiträge zur Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen. Monographien Röm.-Germ. Zentralmus. 35 (1995) 121ff. - G. Kossack ebd. 1ff. - F. Damminger u. P. Schauer, Der Bogenberg im Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern. Arch. Korrbl. 27, 1997, 423ff. - K. Heine, Th. Nuber u. H.-P. Niller, Geomorphologisch-pedologische Befunde zur Landschaftsgeschichte des Bogenberges und des Frauenberges in Niederbayern. Arch. Korrbl. 27, 1997, 443ff.
Bronzene Helme, Panzer, Beinschienen und Schilde sowie Schwerter, Lanzenspitzen, Beile und Dolche gehörten zur Waffenausstattung europäischer Krieger der Bronze- und Früheisenzeit. Trotz regionaler Eigentümlichkeiten wurden die großräumig verbreiteten kostbaren Sachgüter nach gesamteuropäischen "Grundformen" hergestellt, die an feste, weithin gültige Ausstattungsregeln denken lassen. Das Proseminar soll mit den Waffenformen, den Ausstattungsmustern, deren Zeitstellung und Verbreitung vertraut machen.
Literatur: H. Müller-Karpe, Zur spätbronzezeitlichen Bewaffnung in Mitteleuropa und in Griechenland. Germania 40, 1962, 255ff. - V. Bianco-Peroni, Die Schwerter in Italien (PBF) IV,1 (1970). - P. Schauer, Die Schwerter in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz I. Prähistorische Bronzefunde (PBF) IV,2 (1971). - Ders., Die Bewaffnung der "Adelskrieger" während der späten Bronze- und frühen Eisenzeit. In: Ausgrabungen in Deutschland 1,3 (1975) 305ff. - Ders., Die urnenfelderzeitlichen Bronzepanzer von Fillinges, Dép. Haute-Savoie, Frankreich. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 25, 1978 (1982) 92ff. - Ders., Urnenfelderzeitliche Helmformen und ihre Vorbilder. Fundber. Hessen (Festschr. U. Fischer) 19-20, 1979-80, 521ff. - Ders., Der Rundschild der Bronze- und frühen Eisenzeit. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 27, 1980 (1982) 196ff. - Ders., Die Beinschienen der späten Bronze- und frühen Eisenzeit. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 29, 1982, 100ff. - Ders., Überregionale Gemeinsamkeiten bei Waffengräbern der ausgehenden Bronzezeit und älteren Urnenfelderzeit des Voralpenraumes. Jahrb. Röm.-Germ. Zentrlmus. 31, 1984, 209ff. - B.-R. Götze, Die frühesten europäischen Schutzwaffen. Anmerkungen zum Zusammenhang einer Fundgattung. Bayer. Vorgeschbl. 49, 1984, 25ff.
Das Seminar gibt eine Einführung in Begriffe und Konzepte der Kultur- und Sozialanthropologie. Im Vordergrund stehen Themenbereiche, die für die Archäologie als Kulturwissenschaft von besonderer Bedeutung sind, im einzelnen: Grundbegriffe (System, Symbol, Kultur/en, Gesellschaft), Verwandtschaft, Gesellschaftstypen (Horde, Stamm, Häuptlingstum, Staat), ökonomische Anthropologie, Religion und Kulturtheorie.
Literatur: Th. Bargatzky, Einführung in die Ethnologie (1985); ders., Ethnologie (1997); M. Harris, Kulturanthropologie (1989); K.-H. Kohl, Ethnologie - die Wissenschaft vom kulturell Fremden (1993); H. Fischer (Hrsg.), Ethnologie (3. Aufl. 1992).
Übungen in Vor- und Frühgeschichte
Schauer
Mit Referaten und Fundvorlagen sollen die Themen der Vorlesung tiefergehend und selbständig erweitert werden.
Literatur: Vgl. Vorlesung
Zu der Zeit, als die Griechen ihre Kolonien am Nordufer des Schwarzen Meeres gründeten, wurde das Gebiet zwischen Don und Donau von den Skythen beherrscht. Die Übung gibt einen Überblick zur skythischen Sachkultur des 8.-3. Jhs., die überlieferungsbedingt hauptsächlich aus Grabinventaren besteht. Besprochen werden sollen aber auch Fragen nach den Lebensbedingungen nomadischer Völker in der Steppe und der kulturellen Identität der Skythen im Spannungsfeld der Begegnung mit den antiken Hochkulturen.
Literatur: R. Rolle, Die Welt der Skythen (1980); dies., Totenkult der Skythen, Teil 1: Das Steppengebiet (1979); A.J. Alekseev, Das Gold der Skythen und Griechen (1997); V. Schiltz, Die Skythen und andere Steppenvölker (1994); H. Franke (Hrsg.), Skythika (1987); A.I. Meljukova, Stepi evropejskoj casti SSSR v skifo-sarmatskoje vremja (1989); Herodot, Historien IV,1-145.
Ziel der Veranstaltung ist es, grundlegende Techniken der archäologischen Arbeit zu vermitteln. Dabei stehen besonders die Grundlagen im Anfertigen technischer Zeichnungen von archäologischen Funden und Befunden im Vordergrund, die für jeden Archäologen zum Handwerkszeug gehören. Zur Veranstaltung benötigt man Zeichenstifte (Bleistift und Tuschestift), eine Schieblehre und Millimeterpapier. Außerdem sollen grundlegende Ansprache- und Datierungskriterien zur Bestimmung archäologischer Stein-, Bronze-, Eisen- und Keramikfunde behandelt werden. Neben den Zeichen- und Bestimmungsübungen soll vor allem der Umgang mit Vermessungsgeräten geübt werden. Dazu gehört auch eine Einführung in die digitale Vermessung und archäologische Bildverarbeitung am Computer. Zusätzlich zur Übung wird in den anschließenden Semesterferien die Gelegenheit geboten, an einem mehrwöchigen Grabungspraktikum auf dem Weltenburger Frauenberg teilzunehmen.
Literatur: Georg Th. Schwarz, Archäologische Feldmethode (Wiesbaden 1979).