Hinweis: Die Angaben werden mit einem entsprechenden Hinweis (z.B. "Terminänderung" oder "Raumänderung") jeweils aktualisiert, falls sich Änderungen gegenüber den Angaben im gedruckten kommentierten Vorlesungsverzeichnis ergeben.
Vielfältig sind die unterschiedlichen Handwerkstechniken, die bereits in der Jungsteinzeit auf eine lange Tradition zurückgeführt werden können. Im Rahmen der Vorlesung sollen die handwerklichen Techniken an ausgewählten Beispielen des alteuropäischen Neolithikums vorgestellt werden. Dabei stehen Stein- und Holzbearbeitung sowie die Keramiktechnologie im Vordergrund. Außerdem sollen Bauweisen von Holz- und Steinbauten sowie Abbautechniken von Rohmaterialien behandelt werden.
Literatur: EGG, M.: Zur Ausrüstung des Toten vom Hauslabjoch, Gem. Schnals. In: Der Mann im Eis 1 (Innsbruck 1992) 254-272; LULEY, H.: Urgeschichtlicher Hausbau in Mitteleuropa. Universitätsforsch. Prähistor. Arch. 7 (Bonn 1992); PROBST, E.: Deutschland in der Steinzeit (München 1991); WEINER, J.: Kenntnis-Werkzeug-Rohmaterial. Arch. Inf. 23, 2000, 229-242. - 5000 Jahre Feuersteinbergbau - Die Suche nach dem Stahl der Steinzeit. Veröff. a.d. Dt. Bergbau-Museum Bochum 77 (Bochum 1999 3 ). - Brunnen der Jungsteinzeit. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 11 (Köln 1998). - Die Schweiz vom Paläolithkum zum Mittelalter (SPM) II, Neolithikum, 1995.
Kurz nach der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. scheinen die Siedelverbände Mitteleuropas von grundlegenden Veränderungen erfaßt worden zu sein, deren Ursachen wir noch nicht kennen, deren Spuren wir aber im archäologischen Quellenbestand deutlich fassen. Formal wandeln sich die Sachgutformen aus Bronze und Keramik, im Grabbau tritt neben dem monumentalen Grabhügel das Flachgrab stärker in Erscheinung und die übliche Körperbestattung rückt gegenüber der aufkommenden Brandbestattung zunehmend in den Hintergrund. Prächtige Grabausstattungen mit symposialen Geschirrsätzen, ausgesuchten Bronzewaffen und hölzernen, bronzegezierten, vierrädrigen Grabwagen lassen gegenüber der vorausgehenden mittleren Bronzezeit eine veränderte Einstellung der Führungsschicht zu Prunk und Reichtum erkennen. Hin und wieder fällt ein schmaler Lichtstrahl aus ägäisch-mykenischer Hochkultur in den mittleren Donauraum und erhellt von dort auch die Peripherzonen nordwärts der Alpen. Die vom 12. Jahrhundert v. Chr. an regelhaften Urnengräber-Friedhöfe lassen auf religiöse Neuerungen schließen, die zumindest in der Totenbehandlung egalitäre Züge tragen. Rangunterschiede sind jedoch anhand der Grabbeigabenausstattung immer noch erkennbar. Dorfähnliche Siedlungen im Flachland und auf befestigten Höhen bilden Lebensmittelpunkte der nach Tracht und Keramikzier geschiedenen Siedelverbände, die über Warentausch mit entlegeneren Zonen der Mittelmeerwelt, aber auch mit Skandinavien in Verbindung traten. Um 800 v. Chr. geht die spätbronzezeitliche Gesittung der Urnenfelderzeit in neue Lebensformen der Früheisenzeit Mitteleuropas über.
Literatur: MÜLLER-KARPE, H.: Beiträge zur Chronologie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen. Röm.-Germ. Forsch. 22 (1959); DANNHEIMER H. u. GEBHARD R. (Hgg.): Das keltische Jahrtausend. Ausstellungskatalog Rosenheim (1993); HERRMANN, F.-R.: Die Funde der Urnenfelderkultur in Mittel- und Südhessen, Röm.-Germ. Forschungen 27 (1966); KUBACH, W.: Die Stufe Wölfersheim im Rhein-Main-Gebiet. Prähist. Bronzefunde XXI,1 (1984); EGGERT, M.K.H.: Die Urnenfelderkultur in Rheinhessen (1976); ZYLMANN, D.: Die Urnenfelderkultur in der Pfalz. Grab- und Depotfunde, Einzelfunde aus Metall (1983); DEHN, R.: Die Urnenfelderkultur in Nordwürttemberg (1972); GRIMMER-DEHN, B.: Die Urnenfelderkultur im südöstlichen Oberrheingraben (1991); WILBERTZ, O.M.: Die Urnenfelderkultur in Unterfranken (1982); HENNIG, H.: Die Grab- und Hortfunde der Urnenfelderkultur aus Ober- und Mittelfranken (1970); LUDWIG-LUKANOW, S.: Hügelgräberbronzezeit und Urnenfelderkultur im Nördlinger Ries (1983); HENNIG, H.: Urnenfelder aus dem Regensburger Raum (1993); SPERBER, L.: Untersuchungen zur Chronologie der Urnenfelderkultur im nördlichen Alpenvorland von der Schweiz bis Oberösterreich (1987); Das archäologische Jahr in Bayern ab 1980; zu ERBACH, M. u.a.: Beiträge zur Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen. Monogr. Röm.-Germ. Zentralmus. 35 (1995).
Grabfunde sind neben den Siedlungs- und Hortfunden die wichtigste archäologische Quellengattung. Mehr als alle anderen Funde gewähren sie Einblicke in die religiöse Vorstellungswelt der Vorzeit. Darüber hinaus können Gräber Auskunft über Aspekte der Sozialstruktur, der Demographie und sogar der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten vorgeschichtlicher Bestattungsgemeinschaften geben. Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Vielgestaltigkeit dieser Fundgattung (zeitlich, räumlich, inhaltlich), über Analysemethoden, Aussagemöglichkeiten und Deutungsversuche.
Literatur: PARKER PEARSON, M.: The Archaeology of Death and Burial, Stroud 1999 (mit weiteren Literaturhinweisen); BERG, S., ROLLE, R. und SEEMANN, H.: Der Archäologe und der Tod. Archäologie und Gerichtsmedizin, München u.a. 1981 (mit weiteren Literaturhinweisen); CHILDE, V.G.: Directional changes in funerary practices during 50,000 years, in: Man 45, 1945, 13-19.
Nach Plinius d. Ä. wurde das Glas durch Zufall von Salpeterhändlern im ersten Jahrhundert v. Chr. in Phönizien entdeckt: "Sie bereiteten am Ufer verstreut ihr Mahl, und da Sie keine Steine als Auflage für Ihre Kochtöpfe fanden, verwendeten Sie Salpeterstücke aus Ihrer Ladung. Der vom Feuer erhitzte Salpeter verband sich mit dem am Boden liegenden Sand, und alsbald sahen sie durchsichtige Bäche einer unbekannten Flüssigkeit fließen - das war der Ursprung des Glases". Gleichwohl diese Legende mit der Entstehungsgeschichte des Glases nur teilweise in Einklang zu bringen ist, enthält sie doch Merkmale, die sich mit der Erforschung des Glases als einer der frühesten "Kunststoffe" der Antike decken. In der Vorlesung wird Glas als antiker Werkstoff umfassend dargestellt, vom frühesten Auftreten vor über 5500 Jahren bis hin zur Entwicklung der industriellen Massenanfertigungen, die nach der Erfindung der Glasmacherpfeife im ersten Jahrhundert v. Chr. möglich wurden. Im Mittelpunkt stehen das Material, seine Herstellung, Verarbeitung und Funktion sowie wirtschaftliche Aspekte im Umfeld von Fabrikationszentren.
Literatur: GEBHARD, R.: Der Glasschmuck aus dem Oppidum von Manching. Die Ausgrabungen in Manching Band 11 (Stuttgart 1989); HAEVERNICK, TH. E.: Beiträge zur Glasforschung. Die wichtigsten Aufsätze von 1938 bis 1981 (Mainz 1981); ISINGS, C.: Roman Glass from Dated Finds (Groningen , Djakarta 1957); RÜTTI, B.: Die römischen Gläser aus Augst und Kaiseraugst. Forschungen in Augst 13 (Augst 1991); STERN, Marianne E. U. SCHLICK-NOLTE, Birgit.: Frühes Glas der alten Welt. 1600 v. Chr. - 50 n. Chr.; Sammlung Ernesto Wolf (Stuttgart 1994); STERN, Marianne E.: Römisches, byzantinisches und frühmittelalterliches Glas.10 v. Chr. - 700 n. Chr.; Sammlung Ernesto Wolf (Ostfildern 2001); STERN, Marianne E.: Roman mold-blown glass. The first through sixth centuries. The Toledo Museum of Art (Rom 1995).
Vom 14. Jahrhundert v. Chr. an dient in Mitteleuropa gelegentlich ein hölzerner, bronzegezierter Grabwagen als Standeskennzeichen von vornehmen Kriegern, deren Grablegen sich darüber hinaus durch besonders qualitätvolle Beigabenausstattungen von gleichzeitigen Sepulturen abheben. Während der Früheisenzeit, seit dem 8. Jh. v. Chr. Geburt werden vornehme Tote auf der Iberischen Halbinsel, in Mittelitalien und auf Cypern durch die Beigabe eines zumeist zweirädrigen Repräsentationswagens ausgezeichnet. Thema des Haupt-seminares sind die Ausstattungen dieser Prunkgräber und die daraus ableitbaren Fernverbindungen ihrer Grabherren.
Literatur: Vierrädrige Wagen der Hallstattzeit. Untersuchungen zur Geschichte und Technik. Monographien Röm.-Germ. Zentralmus. 12 (1987); PARE, CHR. F.E.: Wagons and Wagon-Graves of the Early Iron Age in Central Europe. Oxford Monograph 35 (1992); WOYTOWITSCH, E.: Die Wagen der Bronze- und frühen Eisenzeit in Italien. Prähistorische Bronzefunde XVII,1 (1978); WIESNER, J.: Fahren - Reiten. Arch. Homerica I, F.; SCHAUER, P. in: Festschr. für Hermann Müller-Karpe zum 70. Geburtstag (Hrsg. A. Jockenhövel) (1995) 297ff.
Im Hauptseminar sollen Gräberfelder verschiedener vorgeschichtlicher Epochen im Hinblick auf ihren archäologischen Aussagewert in eigenständigen Arbeiten wissenschaftlich untersucht werden.
Literatur: Vgl. Vorlesung .
Bronzene Helme, Panzer, Beinschienen und Schilde sowie Schwerter, Lanzenspitzen, Beile und Dolche gehörten zur Waffenausstattung europäischer Krieger der Bronze- und Früheisenzeit. Trotz regionaler Eigentümlichkeiten wurden die großräumig verbreiteten kostbaren Sachgüter nach gesamteuropäischen "Grundformen" hergestellt, die an feste, weithin gültige Ausstattungsregeln denken lassen. Das Proseminar soll mit den Waffenformen, den Ausstattungsmustern, deren Zeitstellung und Verbreitung vertraut machen.
Literatur: MÜLLER-KARPE, H.: Zur spätbronzezeitlichen Bewaffnung in Mitteleuropa und in Griechenland. Germania 40, 1962, 255ff.; BIANCO-PERONI, V.: Die Schwerter in Italien (PBF) IV,1 (1970); QUILLFELDT, I. v.: Die Vollgriffschwerter in Süddeutschland. Prähistorische Bronzefunde IV, 11 (1995); SCHAUER, P.: Die Schwerter in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz I. Prähistorische Bronzefunde (PBF) IV,2 (1971); DERS.: Die Bewaffnung der "Adelskrieger" während der späten Bronze- und frühen Eisenzeit. In: Ausgrabungen in Deutschland 1,3 (1975) 305ff.; DERS.: Die urnenfelderzeitlichen Bronzepanzer von Fillinges, Dép. Haute-Savoie, Frankreich. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 25, 1978 (1982) 92ff.; DERS.: Urnenfelderzeitliche Helmformen und ihre Vorbilder. Fundber. Hessen (Festschr. U. Fischer) 19-20, 1979-80, 521ff.; DERS.: Der Rundschild der Bronze- und frühen Eisenzeit. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 27, 1980 (1982) 196ff.; DERS.: Die Beinschienen der späten Bronze- und frühen Eisenzeit. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 29, 1982, 100ff.; DERS.: Überregionale Gemeinsamkeiten bei Waffengräbern der ausgehenden Bronzezeit und älteren Urnenfelderzeit des Voralpenraumes. Jahrb. Röm.-Germ. Zentralmus. 31, 1984, 209ff.; GÖTZE, B.-R.: Die frühesten europäischen Schutzwaffen. Anmerkungen zum Zusammenhang einer Fundgattung. Bayer. Vorgeschbl. 49, 1984, 25ff.
Archäologische Denkmalpflege ist das wichtigste berufliche Aufgabenfeld examinierter Prähistoriker. Das Seminar gibt eine Einführung in Theorie und Methode und informiert über geschichtliche, juristische, politische und berufspraktische Aspekte archäologischer Denkmalpflege.
Literatur: HORN, H.-G., KIER, H., KUNOW, J. und TRIER, B. (Hgg.), Archäologie und Recht, Münster 1993; PETZET, M. (Hg.), Denkmalpflege heute, München 1993; SCHIEDERMAIR, W. und SCHERG, J., Denkmalfibel, München 1991; WINGHART, S., Bodendenkmalpflege als Beruf - Erwartungen an die universitäre Ausbildung, in: Archäologisches Nachrichtenblatt 4, 1999, 131-138.
Das Seminar gibt eine Einführung in die Entstehung und Verbreitung von Böden in Mitteleuropa. Grundlegende Inhalte der Bodengenetik und der Geomorphologie werden wiederholt. Die spät- und postglaziale Landschaftsentwicklung, die in erster Linie für das Vorkommen und die Ausprägung der heutigen Bodengesellschaften verantwortlich ist, wird in ihren Grundzügen behandelt. Spezielle Fragen der Bodenverbreitung (z.B. anthropogene Veränderungen) werden an ausgewählten Beispielen diskutiert.
Sonstige Bemerkungen: persönliche Anmeldung bei Frau Manthei (Zi. PT 3.0.25)
Im Seminar werden spezielle und weiterführende Labormethoden der Physischen Geographie (Schwerpunkt Sedimentologie/Bodenkunde) vorgestellt, die auch im Rahmen paläoökosystemarer Forschungen zum Einsatz kommen. In Theorie und Praxis werden die Verfahren gezeigt, mit deren Hilfe die Eigenschaften, die Genese und die Funktion von Böden und Sedimenten untersucht werden. Die physikalische, chemische und mineralogische Kennzeichnung der Boden- und Sedimentproben steht im Mittelpunkt. Das Seminar richtet sich an Studenten im Hauptstudium, die bereits eine Einführung in die grundlegenden Labormethoden und -techniken erhalten haben.
Sonstige Bemerkungen: Voraussetzung sind fundierte Kenntnisse in der Bodenkunde und/oder Geomorphologie; persönliche Anmeldung bei Frau Manthei (Zi. PT 3.0.25)
Die eintägige Exkursion stellt das naturräumliche Inventar des Bayerischen Waldes vor. An verschiedenen Standorten werden die Entstehung der Landschaft seit der letzten Eiszeit und die anthropogenen Veränderungen des Landschaftsbildes gezeigt. Der räumliche Schwerpunkt der Exkursion liegt im Gebiet um den Kleinen Arbersee.
Sonstige Bemerkungen: persönliche Anmeldung bei Frau Manthei (Zi. PT 3.0.25)
Im Rahmen der mehrtägigen Exkursion werden unterschiedliche Aspekte der Umwelt- und Siedlungsgeschichte in der Schweiz betrachtet. Dabei stehen Fragen der Landschaftsentwicklung seit der letzten Eiszeit im Vordergrund. Neben geologischen, geomorphologischen, vegetationsgeschichtlichen und bodenkundlichen Inhalten werden die Grundzüge der Besiedlungsgeschichte behandelt. Die Exkursion richtet sich an Studenten des Hauptstudiums, die im Verbund von Geschichte, Physischer Geographie und Bodenkunde einen Schwerpunkt in der Paläoökosystemforschung haben.
Sonstige Bemerkungen: persönliche Anmeldung bei Frau Manthei (Zi. PT 3.0.25)
Anhand von selbständig erarbeiteten Referaten soll das Thema der Vorlesung vertieft werden.
Literatur: Vgl. Angaben zur Vorlesung und einschlägige Bände der Reihe "Prähistorische Bronzefunde".