Wiglaf Droste & das Spardosen-Terzett: THE 3 MARTINI LUNCH
from "fuer immer," Kunstmann, Germany, 9/1/2000
Wiglaf Droste:
"Den Saenger und Songschreiber Graham Parker verehre ich seit der zweiten Haelfte der 70er
Jahre. Graham Parker and the Rumour vertrieben den Santana-Air-Guitar-Kiffer-Mief, und
sogar noch besser war Graham Parker spaeter solo. Auf seiner LP »Live alone in America«
von 1988 singt er intensiv wie nie: »Black honey is in my soul«, »Watch the moon come
down«, »White honey« - und eben »The three Martini lunch«."
("Since the second half of the seventies I adore singer and songwriter Graham Parker.
Graham Parker and the Rumour blew away the Santana-air-guitar-pothead-must, and even
better was Graham Parker later as a solo artist. On his LP »Live alone in America« from 1988
he sings more intensely than ever before: »Black honey is in my soul«, »Watch the moon come
down«, »White honey« - and »The three Martini lunch«." -
Thanks to Craig Frank for his help with the translation)
Here's one interesting old newspaper article by Wiglaf Droste that mentioned GP as well.
Allow me to reproduce it in German only:
taz, die tageszeitung
January 14, 2000
Wie Juergen Drews die Gruenen gruendete. Von Wiglaf Droste
Am 12. und 13. Januar 1980 fand im hessischen Offenbach der
Gruendungsparteitag der deutschen Gruenen e. V. statt. 20 Jahre danach hat die
Partei nur noch eine Frage unbeantwortet gelassen: Warum eigentlich ist Juergen
Drews nicht laengst ihr Ehrenvorsitzender?
Schliesslich war Juergen Drews ein gruener Propagandist der allerersten Stunde
- und das nicht nur wegen seiner Liebe zur Natur, die er in seinem Hit
"Ein Bett im Kornfeld, / ja das ist immer frei" besang. Sein Lied kam bei aller
Aufdringlichkeit dezenter daher als die Blut-und-Boden-Schnulzerei des gruen-braunen Natur-
und Baeckerburschen Heino. "Ein Bett im Kornfeld" war eine
Feier der locker-unkonventionellen gruenen Lebensweise:
"Ein Bett im Kornfeld, / und was ist schon dabei? / Die Grillen singen, / und es
duftet nach Heu, / wenn wir traeumen."
Bereits 1977 war Juergen Drews eine treibende Kraft des Progressiven. Weit
stiess er die Tuer auf fuer das am Horizont sich schon abzeichnende gruene
Projekt - mit seiner LP "Barfuss durch den Sommer". Das Album enthielt die
Verheissung groesstmoeglicher sexueller Freizuegigkeit - im Titelstueck heisst es u. a.:
"Ich werf die Steaks auf den Rost, / und ab geht die Post / mit uns beiden" -
und die erste gruene Parteihymne.
"Hotel California", urspruenglich von den Eagles, wurde in einer deutschen Fassung
von Juergen Drews gesungen:
"Wir fuhren gegen Sueden / auf der Autobahn / in unsrem alten Cabrio, /
Sommerwind in den Haarn, / braungebrannt und die Blue
Jeans / von der Sonne gebleicht, / und als es beinah schon dunkel war, / war
der Strand erreicht. / Und wir stiegen aus und rannten / barfuss durch den
Sand, / kuessten und umarmten uns / tanzten einen Freudentanz. / Da sahn wir
hinter den Duenen / aus Beton eine Wand / und ein grosses Schild davor, / auf
dem geschrieben stand: Willkommen im Hotel California, / hier werden Traeume
wahr, / die Welt ist wunderbar, / und die Sonne scheint immer im Hotel
California, / und wer hier einmal war, / der kommt jedes Jahr."
Jenseits aller kritisch-aufklaererischen Ironie, die das Lied schon in seiner
ersten Strophe versprueht: Barfuss gegen den Beton - und vor allem auch gegen
den Feuilleton-Beton in den Herzen und Seelen, das war es doch! Das war grundgruen,
und Juergen Drews brachte es auf den Punkt. (Obwohl ich nicht verhehlen kann, dass
ich bei dem Wort "Barfuss" immer zuerst an die westfaelische Wurstfabrik
Barfuss und an den auf die firmeneigenen Lkw geschriebenen Slogan
"Barfuss - Wurst aus Westfalen" denken muss.)
Wie ich hier ueberhaupt etwas gestehen moechte: 1980, als 18-Jaehriger, bei
einer Wahl zum Europaeischen Parlament, habe ich - erstmals wahlberechtigt -
die Gruenen gewaehlt. Waere mir damals klar gewesen, dass Gerechtigkeitskitsch
und Menschenrechtsfolklore unweigerlich in jene staatlich legitimierte und
betriebene Moerderei muenden, wie man sie 1999 in der gruenen Hetze zum Krieg der
Nato gegen Jugoslawien erlebte, ich haette es nicht getan.
Aber 1980 propagierte ich die Sache sogar - und das, obwohl ich Graham Parker gehoert
und Jacques Mesrine gelesen hatte und fuer den buergerlichen Mainstream verloren war.
So dumm ist man eben mit 18.
Was aber ein richtiger Gruener ist, der bleibt es lebenslaenglich.
Reproduced with kind permission from Wiglaf Droste.
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